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Jugendbeirat Seligenstadt: „Sehen uns nicht nur um Freizeitmöglichkeit, sondern auch um politische Mitwirkung bestohlen“

Gemäß der Hessischen Gemeindeordnung ist der Jugendbeirat ein gewähltes Gremium, das die Interessen von Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt vertreten und von den Organen der Gemeinde bei Maßnahmen und Vorhaben, die die Belange von Jugendlichen betreffen, angehört werden soll.  Aus der Zeitung musste der Jugendbeirat erfahren, dass eine Pumptrail-Strecke im Wald ohne jegliche Vorgespräche oder Information restlos entfernt wurde.

Die Jugendvertreter sind mit den entsetzten Eltern einer Meinung, dass das Freizeitangebot für Jugendliche gerade auch im Außenbereich in Seligenstadt in Planungen viel zu wenig Beachtung findet. 

Wir verstehen, dass Jugendliche sich dann ihre eigenen Aufenthaltsorte schaffen, in die bestimmt viel Arbeit und Kreativität geflossen sind. Dennoch können auch wir einen illegalen Bau nicht gutheißen. Solch drastische Eingriffe in den Wald bedürfen der Zustimmung der Stadt, des zuständigen Forstamts Langen und je nach Gebiet gegebenenfalls auch der Naturschutzbehörde. Nach unserem Kenntnisstand hat es vor dem Bau der Strecke keine Bemühung gegeben, dies offiziell mit den oben genannten Ansprechpartnern zu klären. Dennoch wäre es besser gewesen, wenn sich sowohl die zuständige Stelle der Stadt als auch die Betroffenen selbst vor dem Abriss an uns als Jugendvertretung gewendet hätten.”, so Barbara Rickert, langjähriges Jugendbeiratsmitglied.

Es muss jetzt der Versuch unternommen werden, unter Beteiligung der Nutzer zu überlegen, wie und wo eine Strecke wiederaufgebaut werden könnte. So können die Verantwortlichen der Stadt zeigen, dass sie an einer sinnvollen Problemlösung interessiert sind und ihnen nicht nur das Forstrecht, sondern auch ihre Jugendlichen wichtig sind.”, ergänzt Tom Kopolt, selbst aktiver Skater.

Ein sehr deutliches Deja-vu hat Nicole Kirchner aus dem Sprecherteam: „Auch bei der Verlegung und dann dem sehr raschen Abbau des Basketballkorbes am Main, gab es mit uns im Vorhinein keine Gespräche, geschweige denn eine städtische Information, dass dieser abgebaut sei. Wir mussten davon erst durch empörte Mitjugendliche erfahren. Es kann nicht sein, dass der Seligenstädter Jugendbeirat sich nicht mit der Schaffung neuer attraktiver Orte für Jugendliche beschäftigen kann, weil er immer wieder damit aufgehalten wird, die wenigen bestehenden Orte zu verteidigen oder in den oben genannten Fällen, mit dem Scherbenhaufen umgehen zu müssen.”

Eine Bereitstellung von Informationen ist die niederschwelligste Beteiligungsmöglichkeit. Wenn selbst diese nicht mehr für Jugendpartizipation gilt, droht ein Verfall zum alibi-partizipativen Gremium. Über die Information hinaus, wünschen wir uns aber natürlich auch, wie jeder es eigentlich für selbstverständlich hält, ein Gespräch mit uns als offizielle Jugendvertretung in Seligenstadt – wofür werden wir denn sonst gewählt?”, hinterfragt Jugendbeiratssprecher Lorenz Kleipa das Vorgehen der Stadt.

Die Bereitschaft des Bürgermeisters, mit den Eltern Gespräche führen zu wollen, ist zunächst einmal ein positives Signal. Es sagt aber auch leider einiges über das Beteiligungsverständnis von Jugendlichen aus. Wir als Seligenstädter Jugendbeirat wünschen uns, dass an solchen Gesprächen natürlich auch die jungen Benutzer selbst teilnehmen, sind sie schließlich Experten dafür, was als Ausgestaltung eines attraktiven Aufenthaltsortes notwendig ist. Auch wir persönlich als Jugendbeiratsmitglieder bewerben uns für eine Teilnahme an der Gesprächsrunde.”, so die gemeinsame Auffassung.

Die Jugendbeiratsmitglieder laden die betroffenen Jugendlichen und Eltern dazu ein, Kontakt mit ihnen aufzunehmen.

Die Gespräche zum Basketballplatz, der auf dem Gebiet des Kreises hinter dem Wendehammer der Einhardstraße entstehen soll, laufen seit September 2017 als der Basketballkorb ohne Vorankündigung vom Festplatz am Main entfernt wurde.
Die Jugendbeiratsmitglieder geben sich mit einem einfach geteerten kleinen Platz mit zwei Basketballkörben nicht zufrieden und sehen die Stadt nach der unangekündigten Entfernung einer Freizeitmöglichkeit für Jugendliche in Zugzwang. „Wir verstehen, dass der zentrale Ort am Main auch Anwohnerbeschwerden mit sich brachte, auf den neuen Ort direkt an den weiterführenden Schulen konnten wir uns einigen. Wir als Jugendliche sind an der Umlegung allerdings nicht „Schuld“. Daher wollen wir bei Neuanlegung einen Mulitfunktionsplatz mit weiteren Sportmöglichkeiten, d.h. auch zwei Toren für Fußball & Handball und einem schützenden Bodenbelag schaffen. Wenn wir hier Geld für Jugendbelange ausgeben, dann bitte auch für ein ordentliches Ergebnis.“, meint Simon Rickert.

Etwas länger zurückliegend, aber auch in den Köpfen der neuen Jugendvertreter präsent ist der beschlossene Antrag zur Neuanlage des Skateparks – wobei das Wort „Park“ hier sicherlich falsche Assoziationen hervorruft. Durch den Bau der Kita „Die Wilde 13“ wurde ein guter Teil der Skateanlage abgerissen. Nun liegt sie eingequetscht zwischen Kitagebäude und Umkleideräumen des Stadions. Ein Antrag dazu wurde 2010 einstimmig beschlossen, umgesetzt ist davon bis heute –10 Jahre später- nichts.

Sicherlich kann es eine politische Taktik sein, Lösungen hinauszuzögern und einfach zu warten, bis die entsprechenden Jugendlichen aus dem Alter herausgewachsen sind. Wir als Jugendvertretung möchten an dieser Stelle aber mit einem Augenzwinkern die Stadtpolitik daran erinnern, dass auch immer wieder Jugendliche nachkommen. Wir haben allein in Seligenstadt 2000 Jugendliche, die zwischen 12 und 21 Jahren alt sind. Zehn Prozent der Bevölkerung seit Jahren nicht nur in Bezug auf die Gestaltung von Freizeitmöglichkeiten so vor den Kopf zu stoßen und gleichzeitig die Fassade einer Mitbestimmungsmöglichkeit aufrecht zu erhalten, das verstehen wir nicht mehr unter echter demokratischer Teilhabe.
Und sie tun es immer wieder.” – so das Resümee des Seligenstädter Jugendbeirats.

 

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